Kirtipur
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An einem Hügel südwestlich von Patan liegt das alte
Newarstädchen Kirtipur. Von der Ring Road biegt man zunächst in Richtung
Pharping ab. Kurz darauf erreicht man rechts den Abzweig nach Kirtipur. Vorbei
an der Tribhuvan-Universität Kathmandus schlängelt sich die Strasse dann den
Hang herauf nach Kirtipur. Unser Taxi heute war selbst für nepalische
Verhältnisse in einem miserablen Zustand. Das Armaturenbrett hielt nur noch mit
Hilfe von Leukoplastband zusammen, das weitaus schlimmere waren aber die
durchgesessenen Sitze und die offensichtlich fehlenden Stossdämpfer. Bei der
Strasse mit zahlreichen Schlaglöchern mussten wir in Kirtipur erst einmal unsere
Knochen wieder richtig sortieren.
Kaum hatten wir das Taxi verlassen, wurden wir von einem Mann
mittleren Alters angesprochen, der uns durch Kirtipur führen wollte. Da wir nach
der turbulenten Taxifahrt noch etwas benommen waren, war unsere Gegenwehr wohl
nicht so groß, was zwangsläufig dazu führte, dass wir den Mann nicht mehr los
wurden. Aber wir hatten Glück, denn er stellte sich als sehr kompetenter und
netter Mann heraus, der uns viel über Kirtipur, die Tempel und die Menschen
erzählen konnte und durch den wir auch einige Einblicke in das newarische
Familienleben erhielten.
Kirtipur war ursprünglich ein unabhängiges Königreich, das
sich lange einer Belagerung durch Prithivi Narayan Shah und seine Gurkha-Truppen
im Jahre 1767 widersetzte. Als die Stadt dann doch fiel, ließ der Sieger allen
Männern der Stadt Nasen und Lippen abschneiden. Kirtipur wird deshalb heute noch
die Stadt der Nasenlosen genannt.
Wir beginnen unseren Rundgang durch Kirtipur am zentralen
Dorfplatz. Hier fällt besonders ein großes Wasserbecken auf, eines der
Wasserreservoirs des Ortes. Direkt gegenüber des Beckens befindet sich das
Rathaus des Ortes mit schönen Holzschnitzereien an den Fenstern.
Am Dorfplatz
Bagh-Bhairav-Heiligtum:
Das Heiligtum liegt zentral im Ort. Der Platz wird dominiert
durch eine dreistöckige Pagode, die dem Gott Bhairava in Gestalt eines Tigers
geweiht ist. Die Wände des Tempels sind mit Schwertern und Schildern der
Newartruppen behangen, die noch vom Kampf gegen die Gurkha-Truppen stammen
sollen. Im Hof befinden sich weitere kleinere Tempel, die Ganesh, Vishnu
und Shiva gewidmet sind. Außerdem findet man noch einige interessante
Steinskulpturen. Neben älteren Figuren, unter anderem von Hanuman dem Affengott und Ganesh
dem Elefantengott, findet man hier auch eine neuere Skulptur, eine liegende
Reliefplatte, die Mutter Erde, Dharati Mata, bei der Geburt ihres Kindes
darstellt. Der Geburtsvorgang hat schon begonnen; das Kind ragt schon halb aus
der Vagina heraus. Die Hindugötter Vishnu, Shiva und Brahma schauen dem Ereignis
in stehenden Steinreliefs zu.
Bagh-Bhairav-Heiligtum
Uma-Mahesvara-Tempel:
Vom Uma-Mahesvara-Tempel, dem höchste Punkt Kirtipurs, bietet
einen wunderschönen Blick ins Kathmandutal. Bei klarer Sicht kann man den Stupa
von Swayambhunath und sogar den Stupa von Bodnath sehen.
Der Tempel ist Shiva und seiner Gattin Parvati geweiht. Das
Hauptkultbild des Tempels ist eine schwarze Basaltskulptur, die das göttliche
Paar zeigt. Auf der Rückseite befindet sich noch eine Skulptur der Göttin
Kali. Die Skulptur ist mit roter Farbe beschmiert. Unsere Führer nimmt etwas der
Farbe an seinen Finger und drückt uns einen roten Punkt, eine Tika, auf unsere
Stirn. Anschließend müssen wir mit der Stirn die Figur berühren. Dadurch soll
man den Schutz der Göttin Kali genießen.
Eine große Glocke am Tempel stammt aus England. Sie hing zuerst in
Kathmandu und wurde erst später hierher gebracht. Während des Angriffs im Jahre
1767 diente dieser höchste Punkt des Ortes als letzter Rückzug für die
Verteidiger des Ortes.
Uma-Mahesvara-Tempel
Chilandya Stupa:
Am südliche Rand Kirtipurs liegt der buddhistische Stupa von
Chilandya. Im Gegensatz zum Rest Kirtipurs haben sich hier um den Stupa die
Buddhisten des Ortes niedergelassen. Die Art des Stupa ist deutlich von der
Swayambhunaths und Bodnaths durch seinen terrassenförmigen Unterbau der in den
Hügel gelegt ist. Von allen vier Seiten führen Treppen hinauf zum Stupa. Der
Hauptaufgang führt von Osten durch ein eisernes Tor hinauf zum Stupa. Auf der
oberen Terrasse stehen fünf Stupas, der große Stupa in der Mitte und in den
vier Ecken des Platzes kleinere Stupas. Auf den vier Seiten des Hauptstupa
befinden sich Schreine der Buddhas Akshobhya, Ratnasambhava, Amitaba und
Amoghasiddhi.
An diesem Stupa ist man als Tourist ganz alleine. Kaum jemand
verirrt sich hierher. Es finden sich aber auch bedeutend weniger Pilger hier,
als bei den großen Stupas des Tales. Der Stupa wird vorwiegend von den
einheimischen Buddhisten des Ortes besucht.
Während des Rundgangs versucht unser Führer uns einige
Unterschiede zwischen Buddhisten und Hinduisten zu erläutern. Unter anderem
erzählt er uns, das Hindus Tiere töten und essen, Buddhisten die Tiere jedoch
nicht töten, aber trotzdem essen. Damit sie das Fleisch nicht sehen, verpacken
sie es in Teigtaschen. So entstanden die Momos.
Direkt neben dem Stupa konnten wir in einem kleinen Haus einer
jungen Frau beim weben wunderschöne Stoffe zuschauen. Der alte Webstuhl steht im
Erdgeschoss des Hauses. Über eine schmale Stiege gelangt man in den Wohn- und
Schlafraum, in dem drei Generationen auf engstem Raum zusammenleben.
Gleichzeitig dient er auch als improvisierter Verkaufsraum, wenn sich doch mal
der ein oder andere Tourist hierher verirrt.
Chilandya Stupa
Szenen aus Kirtipur
Zu Fuß von Kirtipur nach Patan:
Wer genug Zeit hat und gut zu Fuß ist, der sollte den Rückweg
nach Patan zu Fuß bewältigen. Von Kirtipur geht man zunächst die Hauptstrasse
einige Meter talwärts, bevor man sich dann an einer "Kreuzung" rechts hält. Nach
15 Minuten erreicht man die Strasse die in Richtung Pharping führt. Hier geht
man ca. 100 Meter über die Strasse nach rechts, wo dann eine schmale Hängebrücke
über den Bagmati führt. Auf der anderen Flussseite führt ein schmaler Pfad durch
Reisfelder und kleinere Siedlungen immer geradeaus bis nach Patan. Hier verirren
sich selten Touristen hin und so kann es durchaus passieren, das die
Dorfbevölkerung einen verwundert anschaut. Da die Nepali ein sehr
aufgeschlossenes und kontaktfreudiges Volk sind, finden sich immer einige
Mutige, die einen ansprechen.
Von Kirtipur nach Patan
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