Serkam
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Auch am nächsten Morgen als wir aufstehen hat der Regen
noch nicht aufgehört. In unserem Zelt ist alles feucht. Zum Glück haben wir uns
vor der Reise wasserdichte Packtaschen zugelegt, die jetzt dafür sorgen, dass
wenigstens die Sachen, die wir in der Tasche verstaut hatten, trocken sind. Es
ist nicht gerade angenehm, völlig durchnässte Bergschuhe anzuziehen. Bei dem
Wetter kommen alle nicht so richtig in Schwung und so geht es heute morgen etwas
später los als die Tage vorher. Das hat aber auch etwas gutes, denn während des
Frühstücks erbarmt sich das Wetter dann doch mit uns und es hört auf zu regnen.
Kurze Zeit später kommt dann sogar die Sonne etwas zum Vorschein.
Kurz bevor es losgeht, kommt ein Träger zu uns, der eine
dicker Eiterbeule auf der Wange hat. Nachdem wir den Eiter entfernt haben und
die Wunde mit Salbe versorgt wurde, bekommt er noch einen sterilen Verband. Am
nächsten Tag sieht das Ganze zum Glück schon viel besser aus.
Der Anstieg von gestern Nachmittag geht heute morgen direkt
weiter Ein steiler Anstieg von 400 Höhenmetern liegt vor uns. Die ersten 200
Höhenmeter ziehen sich steil in Serpentinen den Berg hoch, danach geht es die
restlichen Höhenmeter etwas gemächlicher weiter. Wieder wird der Anstieg durch
das Tarap-Tal durch fantastische Blicke auf den wilden Fluss entschädigt. Wir
sehen ganze Büschel von Edelweiß und eine Art Tanne, an der blaue Tannenzapfen
hängen. So etwas habe ich noch nie gesehen und wusste überhaupt nicht, dass es
so was überhaupt gibt.
Unterwegs geht es einem weiteren Träger von uns gar nicht
gut. Er hat seit Tagen Durchfall, bisher aber nichts gesagt. Er ist nun völlig
geschwächt und nicht mehr in der Lage, sein Gepäck zu tragen. Das Gepäck wird
auf andere Porter verteilt. Der Kranke sitzt wie ein Häufchen Elend da und wird
von den anderen Trägern liebevoll getröstet. Er bekommt von uns Medikamente und
reichlich Flüssigkeit. Während des ganzen Tages haben wir immer ein wachsames
Auge auf ihn. Es dauert 3 Tage, bis sich sein Zustand gebessert hat und er
wieder seine Gepäckstücke übernehmen kann. Das Ganze bedeutet für den Träger
auch einen finanziellen Verlust. Die Porter haben untereinander geregelt, dass
in solchen Fällen nur der halbe Lohn gezahlt wird und die andere Hälfte sich die
Porter teilen, die sein Gepäck übernehmen.
Nach 4 Stunden erreichen wir auf ca. 3500 Höhenmetern
unseren heutigen Mittagsrastplatz. Die Höhe macht sich das erste Mal bei mir
bemerkbar. Aber die leichten Kopfschmerzen verschwinden zum Glück wieder,
nachdem ich in der Mittagspause reichlich Flüssigkeit zu mir genommen habe.
Nach der Pause überqueren wir auf einer Brücke den Fluss
und gehen nun ohne nennenswerte Steigung auf der rechten Flussseite weiter
talaufwärts. In einem Nomadenzelt am Wegesrand bekommen wir tatsächlich Bier;
eine willkommene Abwechselung zum täglichen Tee! Man merkt, dass wir nun bereits
sehr nahe an der tibetischen Grenze sind, denn bei dem Bier handelt es sich
nicht mehr um nepalisches Bier, sondern um Bier aus Lhasa.
Wir wechseln noch einmal die Flussseite. Der Weg führt
weiter talaufwärts, aber auch hier ohne erwähnenswerte Steigungen.
An einem
weiteren Nomadenzelt werden wir von zwei Kindern herzlich begrüßt. Die Zwei
folgen uns einen ganzen Teil des Weges und wir haben zusammen eine Menge Spass,
auch ohne Worte. Zum Abschied schenken wir ihnen zwei Kugelschreiber, aber die
Kinder wissen nicht, um was es sich dabei handelt. Ich zeige ihnen wie der
Kugelschreiber funktioniert. Da ich kein Papier griffbereit habe, male ich mit
der Miene in meine Handfläche. Das ist für die Kinder die Initialzündung sich
nun gegenseitig mit dem Kugelschreiber eine wilde Körperbemalung zu verpassen.
Ob die Mutter im Zelt davon begeistert war, wage ich zu bezweifeln.
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Nach einem letzten kurzen Anstieg, erreichen wir unseren
heutigen Lagerplatz Serkam, der wunderschön direkt am Fluss auf einer Höhe von
ca. 3500 Metern liegt. Am Nachmittag
merkt man auch an den Temperaturen, dass wir in den letzten beiden Tagen einiges
an Höhe zugelegt haben. Zum ersten Mal ziehe ich mir einen Fleecepullover über.
Heute scheint der Tag der Krankheit ausgebrochen zu sein.
Am Abend kommt einer unserer Sherpas zu mir und klagt über Schmerzen in seinem
Knie. Man sieht auch beim Gehen, dass er leicht humpelt. Er bekommt von mir eine
Salbe und wir hoffen, dass sich die Schmerzen damit lindern lassen.
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