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Tange

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Bereits um 5:00 stehen wir am nächsten Morgen auf,
frühstücken schnell und machen uns sofort auf den Weg. Zunächst geht es hoch auf
ein großes Plateau das sich auf 3600 Metern Höhe ausbreitet. Eine ganze Zeitlang
geht es immer auf dieser Höhe bleibend weiter, bis wir schließlich in einem
steilen Abstieg 300 Meter zum Gheching Khola absteigen, den wir gegen 8:00 Uhr
erreichen. Bereits beim Abstieg hört man das starke Rauschen des Flusses.
Als wir vor dem Fluss mit seinen vielen kleinen, teilweise
aber auch breiten Armen stehen, sind wir zunächst etwas unschlüssig, wo denn nun
die beste Stelle für eine Überquerung ist. Schuhe und Hose werden ausgezogen.
Zum Glück habe ich meine Turnschuhe heute Morgen in den Tagesrucksack gepackt,
die ich jetzt anziehe. Für unsere nepalische Mannschaft ist es überhaupt kein
Problem mit nackten Füßen auf den Steinen zu laufen, aber unsere Fußsohlen sind
so etwas nicht gewohnt und ich weiß von vorherigen Flussdurchquerungen, dass das
sehr schmerzhaft ist und man immer in Gefahr ist, das Gleichgewicht zu
verlieren. Da das Wasser durch den mitgeführten Schlamm ganz dunkel ist, kann
man nicht sehen, wohin man den Fuß setzt, aber mit den Turnschuhen geht das sehr
gut. Wir suchen uns den Weg durch die vielen Arme des Flusses. Manchmal geht das
Wasser nur bis zu den Knöcheln, aber einige Arme führen soviel Wasser, dass es
bis zu den Oberschenkeln reicht. Dazu kommt die starke Strömung, die man schnell
unterschätzt. Wichtig bei der Durchquerung ist es, nicht auf das Wasser zu
schauen, sondern nach vorne. Beim Blick auf das Wasser wird es einem sofort
schwindelig und man verliert das Gleichgewicht. Meine Frau kann davon ein
Liedchen singen. Wir sind froh, als wir die andere Flussseite erreichen, stehen
dann aber schon vor dem nächsten Problem. Das Wasser hat die Uferböschung so
stark weggespült, dass wir Probleme haben, das Flussbett zu verlassen. Chitra
schlägt mit dem Pickel eine Stufe und mit vereinten Kräften kommen alle hoch.
Nach den Anstrengungen machen wir eine kleine Pause. Dabei
stellt sich heraus, dass unsere Mannschaft kaum noch Wasser zum Trinken hat.
Normalerweise füllen sie ihre Flaschen immer an kleinen Gebirgsbächen auf. Aber
auf unserer heutigen Tagesetappe gibt es überhaupt keine kleinen Flüsschen und
das schwarze Wasser des Ghechang Khola ist zum Trinken nicht geeignet. Wir geben
von unseren Wasservorräten eine große Flasche ab.
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Aus dem Tal müssen wir jetzt wieder auf 3800 Meter
hochsteigen. Dabei merken wir schon, dass wir mit unseren Wasservorräten heute
wohl ein großes Problem bekommen werden. Vom Pass geht es zunächst mal wieder
etwas bergab und dann in einem ständigen leichten auf und ab bis in eine
Scharte. Von dort steigen wir auf ein weiteres großes Plateau bis auf 3500 Meter
ab. Dieses Plateau hat schon wüstenähnlichen Charakter; trocken, sehr staubig
und ein starker Wind. Da unsere Wasservorräte schon lange aufgebraucht sind,
wird der Durst hier immer stärker und wir haben noch eine ordentliche Strecke
vor uns. Ich laufe schließlich wie in Trance durch die Landschaft. Hari geht es
offenbar besser, denn er ist uns inzwischen weit voraus. Als wir das Ende des
Plateaus schließlich erreichen, geht es durch eine enge Schlucht bergab, durch
die sturmartig der Wind pfeift. Am Ende des Abstiegs folgt ein langer, leicht
abfallender Weg quer zum Hang in Richtung Tange. Als wir um eine Ecke biegen,
kommt uns plötzlich Hari entgegen, mit Colabüchsen! Er ist schon bis zum ersten
Haus in Tange gewesen, hat das erste Trinkbare gekauft und ist zurück in unsere
Richtung gelaufen. Ich bin eigentlich kein Colatrinker aber jetzt erscheint es
mir das köstlichste Getränk auf der Welt zu sein. Mit dieser Stärkung geht das
letzte Wegstück bis nach Tange dann viel leichter.
Am Ortsrand von Tange schlagen wir unsere Zelte im Hof der
„Dorfkneipe“ auf. Vom Zelt sehen wir direkt auf die Brennerei, wo zwei Frauen
fleißig dabei sind Roxi, nepalischen Reisschnaps, zu brennen. Sie scheinen auch
einen guten Abnehmer gefunden zu haben, denn in der Lodge sitzt ein nepalischer
Händler, der offensichtlich schon einiges an Roxi getrunken hat.
Nach einer langen Pause mit vielen Getränken machen wir uns
dann am späten Nachmittag auf den Weg in den Ort, der vor allem durch seine
vielen Tschörten am Dorfrand geprägt wird. Auf dem Dorfplatz ist richtig Leben.
Es wird überall gearbeitet. Die Kinder kommen natürlich sofort neugierig
angelaufen. Dabei sind sie so stürmisch, dass ein kleiner Junge von einer Mauer
fällt und weinend am Boden liegt. Aber er hat sich offensichtlich nur sehr
erschrocken.
Nachdem wir einmal durch den ganzen Ort spaziert sind,
schauen wir uns die Tschörtengruppe am Dorfrand an. Die 8 dicht beieinander
stehenden Stupas, die alle mit der für Mustang typischen Streifenbemalung
versehen sind, symbolisieren die 8 wichtigsten Lebensstationen Buddhas und
befinden sich auf einem mit vielen Manisteinen errichteten Mauersockel. Dahinter
steht dann noch ein großer, innen bemalter Stupa und anschließend noch zwei
weitere Stupas. Vor der gigantischen Bergkulisse ein beeindruckender Anblick!
Als wir zurück zu unseren Zelten kommen, zeigt uns der
Lodgebesitzer ein Riesensaligram von ca. 40 kg Gewicht, dass er heute im
Flussbett gefunden und zusammen mit einem Freund hierher transportiert hat. Ein Saligram dieser Größe scheint auch hier eine echte Sensation zu sein.
Abends in der Lodge gibt es über ein kleines
Transistorradio sogar Musik und die Tochter des Hauses tanzt zur Freude unserer
Mannschaft dazu. Allerdings schaut sie immer ängstlich, dass ihre Eltern sie
dabei nicht sehen.
Müde und geschafft von dem anstrengenden Tag gehen wir früh
in unser Zelt, denn wir wissen, dass auch der morgige Tag wieder anstrengend
wird.

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