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Lo Manthang

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Heute sind wir ohne unsere Mannschaft unterwegs. Wir wählen nicht den direkten, einfachen Weg nach Lo Manthang, sondern nehmen dem Umweg über das älteste Kloster Mustangs Lo-Gekar (3900 m). Die Träger brauchen diesen Umweg, der auch über den höchsten Pass der Tour führt nicht mitzugehen und können gemütlich in drei Stunden von Tsarang nach Lo Manthang gehen. Nur Chitra unser Koch, der sich hier oben bestens auskennt, geht mit uns.

Querfeldein geht es zunächst am Tsarang Khola entlang. Das ständige Auf und Ab ist ohne richtigen Weg sehr beschwerlich und Kräfte raubend. Wir sind froh, als wir in der Ferne nach knapp 2 Stunden das Kloster oben auf einem Hügel liegen sehen. Vorher müssen wir aber noch einmal bis ins Tal des Flusses absteigen um dann kurz darauf wieder steil zum Kloster hochzusteigen.

Lo Gekar ist ein besonderer Ort, an dem vor allem Padmasambhava verehrt wird. Nicht nur, dass er das Herz eines Dämon hierher schleuderte (s.o.), hier hatte er auch einige „verborgene Schätze“ hinterlassen. Schriften, die er versteckte, um sie vor den Feinden des Buddhismus zu schützen und sie der Nachwelt zu erhalten. Ein Mönch fand hier vor ca.1000 Jahren die ersten dieser Schriften.

Am Kloster und rund um die Klosteranlage wird fleißig gearbeitet. Frauen und Männer sind dabei, alles auszubessern und zu restaurieren. Wir umrunden das Kloster zunächst mal im buddhistischen Sinne und drehen die rund ums Kloster befestigten 108 Gebetsmühlen. Erst dann betreten wir die Gompa. Die Wände der Gompa sind mit einer Art Kassetten gestaltet, auf denen sich Buddhagemälde befinden. Im hinteren Raum der Gompa befinden sich uralte Holzfiguren und Wandbemalungen, die aber zum Teil stark zerfallen sind. Die Figuren stellen zum großen Teil Padmasambhava und sein Umfeld dar.

Auch hier freut sich der Mönch sehr über das Dalai Lama Bild, welches wir ihm geben.

Nach einer guten Stunden machen wir uns wieder auf in Richtung Marang La, mit 4300 Metern der höchste Punkt unserer Tour. Von Lo Gekar müssen wir erst einmal wieder ins Tal absteigen, dann über eine Hängebrücke auf die andere Seite des Tsarang Khola, bevor der steile Anstieg zum Pass beginnt.

Auch für die Einheimischen scheint der Anstieg anstrengend zu sein; wir finden einen Lopa, der sich auf halben Weg zur Passhöhe zu einem kleinen Schläfchen ins Gras gelegt hat. Wir wundern uns nicht, als er uns kurz vor der Passhöhe wieder einholt. In einer kleinen Talsenke finden wir ein verendetes Yak, dass noch nicht lange tot sein kann, da noch keine Verwesungserscheinung zu sehen sind. Auch der Lopa schaut sich das Yak verwundert an. Wahrscheinlich wurde es von seinem Besitzer bisher noch nicht vermisst, denn ein Yak ist hier oben ein kostbares Gut.

Oben auf dem Pass wird wieder eine Gebetsfahne aufgehängt und mit Mayas Apfelbrände begießen wir den höchsten Punkt unseres Treks. Da hier oben ein starker Wind weht, verlegen wir unsere Mittagspause ein wenig weiter talabwärts. Käse, Kekse und Nüsse, die wir mitgenommen haben, schmecken toll.

Der weitere Abstieg nach Lo Manthang zieht sich lange hin. Schon früh ist Lo in der Ferne zu sehen, aber irgendwie hat man das Gefühl, man kommt nicht näher. Ein junger Lopa überholt uns auf seinem Pferd und ich wünsche mich jetzt auch auf den Rücken solch eines Pferdes, um die letzten Kilometer bis Lo zurückzulegen. Zwischenzeitlich hat der Wind stark zugenommen. Eine Tüte, die ich zum Schutz vor dem Staub um meine Kamera gepackt habe, wird vom Wind erwischt und fliegt plötzlich durch Gegend. Bevor ich reagieren kann, hat Hari schon seinen Rucksack abgeworfen und rennt der Tüte hinterher. Er erwischt sie noch gerade, bevor sie vom Wind in eine Schlucht getrieben worden wäre. Eine Plastiktüte ist hier oben ein kostbares Gut, für das man so was schon mal macht.

Schließlich erreichen wir dann doch Lo (3700 m). Da die Stadt auf einem kleinen Hügel liegt, müssen wir zum guten Schluss noch einen kurzen Anstieg bewältigen.

 

2008 wählen wir die zweite Variante über den Lo La. Dieser Weg ist schneller, leichter, aber bei weitem nicht so schön wie die Variante über Lo Gekar. Von Tsarang geht der Weg zunächst abwärts zum Fluss. Über eine Brücke wechseln wir die Flussseite und steigen anschließend kurz und steil wieder an, bis wir wieder die Höhe von Tsarang erreicht haben. Von da an geht es nur noch leicht bergan bis zum Pass auf ca. 3800 Metern Höhe. Ein Highlight auf dem Weg ist ein wunderschöner großer Tschörten, der plötzlich mitten auf dem Weg steht. Kurz vor dem Pass erreicht man eine Art Alm mit einer kleinen Hütte. Hier bekommt man auch eine Suppe und etwas zu trinken. In der Hütte hängt eine chinesische Militärmütze und wir sprechen den Besitzer der Hütte natürlich darauf an. Es stellt sich heraus, dass er Tibeter ist und vor einigen Jahren über die Grenze nach Nepal geflohen ist. Da er selber beim Militär war (daher die Mütze) fiel ihm die Flucht nicht so schwer. Natürlich gehen wir zuerst davon aus, dass die Flucht politisch motiviert war. Diese Annahme war jedoch völlig falsch - die Liebe zu einem Mädchen aus dem Mustang war der Grund. Kurz nach der Alm erreicht man den Pass von dem man eine wunderschöne Aussicht auf Lo Manthang hat. Von hier aus geht es noch ca. 30 Minuten bergab, bis man Lo Manthang erreicht.

 

Aus einigen Büchern kenne ich die Ansicht von Lo Manthang mit seiner Stadtmauer. Dieses Bild suche ich jetzt allerdings vergebens. Rund um die Stadt sind neue Häuser, Tschörten und Straßen entstanden, so dass man die Stadtmauer nur noch erahnen kann.

Maya hat uns in Tsarang einen Verwandten, Pema Bista, empfohlen, bei dem wir unsere Zelte aufschlagen können. Der Platz ist zwar nicht so „luxuriös“ wie der von Maya, aber dafür haben wir einen tollen Blick auf die umliegende Landschaft.

 

Da wir in Lo einen Ruhetag einlegen, gönne ich mir die Zeit mich einmal zu rasieren und ein wenig Wäsche zu waschen. Das Rasieren ist nicht so einfach wie gedacht. Der Nassrasierer muss ganze Arbeit leisten.

Am späten Nachmittag machen wir einen ersten kleinen Rundgang um die Stadt. Da wir morgen den ganzen Tag Zeit haben, laufen wir einfach ein wenig ohne Ziel durch die Straßen. Dabei gelingt es mir einige nette Fotos von einer Schar Kindern zu machen.

 

 

 

Als wir zurück bei den Zelten sind, wartet eine große Überraschung auf uns. Hari hat Pema von unserem Wunsch erzählt, eine Audienz beim König von Mustang zu bekommen und Pema, der auch dem Clan der Königsfamilie angehört,  ist es tatsächlich gelungen für den nächsten Tag eine Audienz zu organisieren. Ich bin zwar noch ein wenig misstrauisch, ob das tatsächlich klappen wird, aber gehe dann doch voller Vorfreunde schlafen.

 

 

Am nächsten Morgen können wir zunächst mal richtig ausschlafen. Allerdings hat sich der Körper schon so auf das frühe Aufstehen eingestellt, dass wir auch heute bereits um 6:00 wach werden. Ganz gemütlich machen wir uns fertig, frühstücken in aller Ruhe und vertreiben uns ein wenig die Zeit mit Caromme.

Um 10:00 Uhr sind wir mit Pema verabredet, der uns die Stadt zeigen will. Durch das alte Stadttor, dem einzigen Zugang zur alten Festung, betreten wir Lo Manthang. Vor diesem Tor ist ein beliebter Treffpunkt der alten Herren von Lo, die dort stundenlang sitzen und ihre Gebetsmühlen drehen und ein Schwätzchen halten. Ein Touri ist da mal eine willkommene Abwechselung und man kommt schnell ins Gespräch. Dank Hari und Pema ist die Verständigung kein Problem.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem man durch das Stadttor gegangen ist, steht man direkt vor dem großen Königspalast, der aber erst heute Nachmittag um 16:00 unser Ziel sein wird.

Wir beginnen unsere Besichtigung mit der Jampa Gompa, einem dreigeschossigen mächtigen Tempel mitten in der Stadt, der Buddha Maitreya, dem Buddha der Zukunft, geweiht ist. Man erreicht das Kloster von der Straße durch ein kleines Tor, das zunächst in einen Innenhof führt.

Jampa Gompa ist kein aktives Kloster mehr und im Inneren ist man fleißig dabei, die alten, stark beschädigten Wandmalereien zu erneuern. Man hat überall aus Bambus Gerüste aufgestellt und viele junge nepalische Frauen und Männer bessern mit winzigen Pinseln die Beschädigungen aus. Im Tempel befindet sich eine über 2 Stockwerke reichende Maitreya-Statue. Auch auf der zweiten Etage, die man von Außen erreicht, werden die Wandbemalungen erneuert. Pema führt uns anschließend noch auf das Dach der Gompa, von wo aus man einen fantastischen Blick über die Dächer der Stadt und in das Umland hat. Leider ist der Himmel etwas bewölkt, so dass man die Schneeberge nicht sieht. Aber auch so ist der Ausblick schon lohnend genug. Man sieht die auf jedem Haus gehissten Gebetsfahnen und die rot getünchten Klöster und Tschörten. Auf allen Dächern findet man Holz gestapelt, das im Sommer gesammelt und zum trocknen auf dem Dach gelagert wird. Im Winter ist man froh, wenn man einen guten Vorrat angesammelt hat. 2 Jahre später wird immer noch fleißig in der Gompa restauriert. Wir treffen 3 Italiener, die für die Restaurierung mit verantwortlich sind. Sie erzählen uns, dass das Projekt auf 10 Jahre ausgelegt ist und sie jedes Jahr für 6 Monate hier oben beschäftigt sind.

 

 

Nicht weit entfernt von der Jampa Gompa befindet sich die Thubchen Gompa, die aber leider verschlossen ist. Pema bringt in Erfahrung, dass der Mann, der für den Schlüssel verantwortlich ist, erst am späten Nachmittag zurück sein wird. Wir müssen uns also noch etwas gedulden. Direkt neben der Thubchen Gompa befindet sich eine Gruppe von 8 Tschörten, die beeindruckend wuchtig in den engen Gassen wirken. Immer wieder stoßen wir beim Gang durch die engen Gassen auf Geisterfallen, die sich über den Hauseingängen befinden.

Da wir nicht in die Thubchen Gompa kommen, gehen wir in die andere Richtung, wo sich die Chöde Gompa am nördlichen Stadtrand befindet. Es ist das Einzige noch aktive Kloster in Lo Manthang. Im Inneren befinden sich viele wunderschöne Skulpturen, die meisten davon aus Bronze. Buddha Shakyamuni ist die zentrale Hauptfigur. Leider ist hier, genauso wie in den anderen Gompas das Fotografieren verboten. Einzige Ausnahme ist die Ningba Gompa, die sich direkt neben der Chöde Gompa befindet, die aber meistens mit zur Chöde Gompa gerechnet wird.

Vor den beiden Gompas ist ein für Lo Verhältnisse großer Platz, auf dem viele Mönchen in kleinen Gruppen zusammenstehen. Gegenüber der Gompas befindet sich die Mönchsschule, die von der ersten Klasse bis zur 8. Klasse geht. Schön, dass wir die Schule besuchen und auch Blicke in die einzelnen Klassenzimmer werfen dürfen.

An Nachwuchs für die Klöster mangelt es nicht. Die Klosterschule ist gut besucht und schon die Kleinsten sind eifrig bei der Sache. Für viele Familien ist die Klosterschule eine gute Möglichkeit, ihre Kinder zu versorgen und ihnen vor allem eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Bei unserem Besuch im Klassenraum wird die Konzentration zunächst natürlich gewaltig gestört, aber schon bald konzentrieren sich die Meisten wieder auf die Schriften Buddhas und auf ihren kleinen Vorredner. Zur Erklärung: Frontalunterricht vom Feinsten; einer liest vorne etwas vor und die ganze Klasse wiederholt.

 

 

Zu Mittag werden wir von Pema eingeladen, ihn in seinem Haus zu besuchen. Wir ahnen schon, dass wir wohl nicht umhinkommen, den bei solchen Besuchen üblichen Buttertee trinken zu müssen. Und so ist es denn auch. Kaum haben wir das Haus betreten, beginnt Pemas Frau mit den Vorbereitungen. Wir verziehen natürlich keine Miene, als wir gemeinsam mit Pemas Kindern, einem Mädchen und einem Jungen, seiner Frau und seinem Vater den Tee trinken.

Pemas Tochter hat sich gestern den Magen verdorben (ich hoffe, dass es nicht durch Buttertee passiert ist) und hat Bauchkrämpfe. In unserer großen und vielseitigen Reiseapotheke, die wir in Nepal immer dabei haben, finden wir auch etwas gegen Bauchschmerzen und sind froh, uns ein wenig für die ganze Mühe, die Pema sich mit uns gemacht hat, revanchieren zu können.

Wie alle Häuser in Lo Manthang hat auch das Haus von Pema ein begehbares Flachdach. Auch von hier hat man wieder eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt.

Schräg gegenüber von Pemas Haus befindet sich das Büro des Tourist-Office, wo wir unsere Permits zum abstempeln vorlegen müssen. Als wir das Büro verlassen, begegnen wir einer alten Frau, die schlimm entzündete Augen hat. Viele Menschen in den Bergen leiden an Augenkrankheiten. Durch offene Feuerstellen in den Häusern, wo oft noch mit Dung geheizt wird und eine starke Rauchbildung entsteht, leiden die Augen. Da wir aus früheren Reisen dieses Problem kennen, haben wir genügend Tropfen und Salben gegen diese Krankheiten dabei und versorgen die alte Frau.

Um 16:00 wird es dann spannend. Unsere geplante Audienz beim König von Mustang steht bevor. Da man den Königspalast auch ohne Audienz beim König besichtigen kann, holen wir uns erst einmal eine „Eintrittskarte“ zum Palast für 100 Rupien pro Person.

 

Wir betreten den Palast und sind zunächst mal ein wenig enttäuscht. Beim Königspalast hatten wir uns etwas anderes vorgestellt. Wir stehen in ganz dunklen Räumen und steigen über enge schmale Stiegen in die oberen Etagen des Palastes. Schließlich erreichen wir die obere Ebene, die ballustradenähnlich um die unteren Etagen läuft. Hier ist es auch etwas heller. Wir werden von einem großen kräftigen Lopa empfangen, der, wie sich später herausstellt, der Leibwächter des Königs ist. Wir werden gebeten, zunächst noch kurz zu warten. Nach 2-3 Minuten sehen wir, wie der König, den wir von einigen Fotos aus Büchern von Mustang kennen, einen Raum in der Ecke betritt. Wir werden nun aufgefordert, dem König zu folgen. Ein bisschen aufgeregt betreten wir den Raum. Allerdings ist unsere Aufregung verglichen mit der von Hari, Chitra und Biman, die ebenfalls mit zur Audienz gehen, doch ziemlich gering. Bereits im Vorfeld haben wir Kattas besorgt, tibetische Glückschals aus Seide, die man dem König zur Begrüßung überreicht und die man dann aus seiner Hand umgehängt bekommt. Zuerst begrüßt meine Frau den König, gefolgt von mir und Hari. Unser Gastgeschenk, ein „deutscher Katta“ (Herrenseidenschal), nimmt er freudig überrascht entgegen. Das Gesicht des Leibwächters, der zunächst ziemlich grimmig geschaut hatte, entspannt sich, als er merkt, dass wir mit den Ritualen und Gepflogenheiten wohl vertraut sind.

Wir bekommen einen heißen Fruchtsaft in ganz feinen Tassen serviert, der aus einer heimischen, uns unbekannten Frucht, hergestellt wurde. Da der König kein Englisch spricht wird die folgende Unterhaltung von unserem Freund Hari übersetzt.

Wir bedanken uns beim König für die Audienz und erzählen ihm, dass wir sein Bild in deutschen Büchern über Mustang gesehen haben und es unser langer Wunsch war, sein Land und ihn kennen zu lernen und wir nun sehr glücklich sind, dass sich unsere Wünsche erfüllt haben. Er erkundigt sich nach unserer Tour und wir erzählen ihm, woher wir gekommen sind und wie unser Weiterweg aussieht. Das kleine Reisebuch, in dem abends immer alles notiert wird, interessiert ihn sehr und er erfüllt gerne die Bitte, in diesem Büchlein zu unterschreiben.

Auch Fragen zur aktuellen politischen Situation ist er bereit zu beantworten. Gerade erst wurde dem nepalischen König alle Macht entzogen und die politischen Parteien und die Maoisten fanden sich zu ersten Gesprächen zusammen. Der König von Mustang begrüßt diese Entwicklung und hofft, wie wir alle, dass nun der Frieden nach Nepal zurückkehrt. Auf meine Nachfrage, ob er sich davon auch eine Verbesserung des Tourismus in Mustang verspricht, huscht ein kleines Lächeln über sein sonst meist ernstes Gesicht, und er bejaht diese Frage.

Zum Abschluss unserer Audienz bitte ich den König, ob ich einige Fotos machen darf. Er hat nichts dagegen und so verlassen wir nach ca. 30 Minuten den Königspalast, stolz unser Ziel erreicht zu haben.

All dies wäre ohne unseren Freund Hari, der durch seine Bekanntschaften und seine sprachliche Hilfe maßgeblich dazu beigetragen hat, wohl nicht möglich gewesen. Danke Hari, dhanyabaad!

 

Der König von Mustang:

Jigme Dorje Tandul, der 1929 geborene, 25. Repräsentant der Lo-Dynastie, führt den offiziellen Titel Raja.

Das alte Königreich Mustang gehört seit dem 19. Jahrhundert zwar offiziell zu Nepal, aber bis 1950, dem Ende der Rana-Herrschaft in Kathmandu, hatte Mustang den Status eines unabhängigen Fürstentums. Aber auch heute noch ist Mustang innenpolitisch autonom und der Raja allseits respektiert.

Offiziell musste der König zwar den hinduistischen Glauben annehmen und führt seitdem den namenszusatz „Bista“ im Familiennamen, aber natürlich ist er weiterhin gläubiger Buddhist.

Seit 1964, dem Tod seines Vaters Angun Tenzing Tandul, ist er der Herrscher von Mustang. Da er selber keine Kinder hat, wurde der Sohn seines Bruders adoptiert und zum künftigen Raja von Mustang bestimmt.

 

Ein langer Tag neigt sich dem Ende, aber wir sind mit unseren Besichtigungen noch nicht fertig. Die Thubchen Gompa, die am Vormittag noch verschlossen war, können wir jetzt besuchen. Der Eingang zum Kloster geht einige Treppen bergab, ungewöhnlich für Gompas. Durch eine kleine Vorhalle betritt man das Kloster. Auch hier finden wir wunderschöne, alte Wandmalereien, die aber wie so oft stark beschädigt sind. Das Kloster ist Buddha Shakyamuni geweiht und so ist natürlich auch die zentrale bronzene Hauptfigur des Tempels ein Shakyamuni. Links davon befindet sich eine etwas kleinere Statue von Avalokiteshvara und ein kleiner Stupa, rechts davon Statuen von Manjushri und Padmasabhava. Beeindruckend.

Fast schon bei einbrechender Dunkelheit kehren wir zu unseren Zelten zurück. Ein wunderschöner, ereignisreicher und spannender Tag geht zu Ende und wir bedauern, dass wir Lo Manthang morgen wieder verlassen müssen.

 

2 Jahre später sind wir erneut in Lo Manthang und diesmal haben wir mehr Zeit mitgebracht. jetzt kann man nicht nur Tagesausflüge zu den etwas weiter weg gelegenen Ortschaften machen, wir haben auch zeit, uns die nähere Umgebung von Lo Manthang gründlich anzuschauen.

Ein Spaziergang auf einen kleinen Hügel am Rande der Stadt bietet einen fantastischer Ausblick auf den Ort. Ebenfalls etwas außerhalb finden wir eine große Ansammlung Menschen, die in einem großen Schlammloch arbeiten. Zuerst können wir nicht erkennen was dort passiert. Aber die Leute sind freundlich, winken uns zu sich ran und erklären uns, dass sie hier Lehmziegel für einen Hausbau fertigen. Die ganze Familie mit den Nachbarn ist hier beschäftigt. An einem Tag schaffen sie ca. 500 Ziegel. Für das Haus benötigen sie etwa 5000 Stück.

Auf den umliegenden Feldern sind die Frauen bei der Feldarbeit. Als sie uns sehen sollen wir Männer rüberkommen und ihnen helfen. Es entsteht ein lustiger Dialog.

An einem unserer Abende in Lo Manthang wird unser Träger Prem, der in seinem Heimatort Schamane ist und überall auf der Tour seine hellseherischen Fähigkeiten preist, zum Wahrsagen in ein Haus gerufen. Prem nimmt uns mit und wir kommen in ein Haus, in dem schon der halbe Ort versammelt ist. Allerdings haben die meisten Scheu, sich aus der Hand lesen zu lassen. Nur eine junge Frau ist bereit. Allerdings auch nur in einem abgelegenen Raum, wo die anderen nichts mitbekommen.

An einem anderen Abend erleben wir eine politische Veranstaltung der maoistischen Partei auf dem Dorfplatz. Neben einigen sehr emotional geführten Reden von denen wir natürlich nicht sehr viel mitbekommen, gibt es auch einige tanz- und Gesangsaufführungen. Vermutlich ist das der Grund für die doch beachtliche Menschenmenge die sich hier eingefunden hat. Abwechselung im sonst doch eher bescheidenen Alltag.

2 Tage nutzen wir in Lo Manthang für Tagesausflüge nach Thinkar, der Sommerresidenz des Königs von Mustang und nach Gharphu, kurz vor der tibetischen Grenze.

 

                                 Copyright  2010, Michael Reinold                    Impressum